Lernen und Lehren in einer Kultur der Digitalität
Die Digitalisierung hat bereits viele Aspekte des Lebens, der Arbeit und des Alltags vom Analogen ins Digitale transformiert. Und dieser Trend wird anhalten und sich sogar noch beschleunigen. Das analoge Zeitalter geht zu Ende. Wir alle leben längst in einer Kultur der Digitalität. Diese Entwicklung stellt Schulentwicklung vor neue Herausforderungen und wirft die Frage auf:
Wie gelingt Lernen und Lehren an unserer Schule in einer Kultur der Digitalität?
Beim Thema „Digitalisierung“ entzünden sich die Diskussionen zuweilen leidenschaftlich an digitalen „0“- oder „1“-Fragestellungen: Handyverbot „ja“ oder „nein“, „Apple“ oder „Microsoft“, „Bring Your Own Device“ (BYOD) oder „School Device“. Man setzt sich zusammen und beginnt eine Auseinandersetzung zu Fragen nach Hardware- und Softwarelösungen und kämpft um „richtig“ oder „falsch“.
Doch Digitalisierung an der Schule lässt sich weder mit digitalen Fragestellungen noch mit Hard- oder Software zufriedenstellend lösen. Es braucht eine Vorgehensweise, die die Perspektive wechselt, den Blick weitet und Dialogräume öffnet.
Wir haben hierzu an einem Gymnasium eine Profil- und Perspektivwerkstatt durchgeführt, um für alle Beteiligten einen Raum für gemeinsames, eigenständiges, offenes und nicht-digitales Denken zu eröffnen.
In der Werkstatt kamen über drei Abendveranstaltungen hinweg ein verbindlicher Kreis von Vertreter:innen aus dem Kollegium, der Schüler:innen- und Elternschaft sowie der Schulleitung zusammen. Im Mittelpunkt stand eine Frage:
Wie gestalten wir die Zukunft unserer Schule in einer Kultur der Digitalität?
Der Prozess war bewusst ergebnisoffen und zugleich ergebnisorientiert angelegt. Im Rahmen einer Informations- und Dialogveranstaltung sollten der Schulgemeinschaft am Ende die Erkenntnisse und Empfehlungen aus der gemeinsamen Arbeit in der Werkstatt präsentiert werden. Anschließend wollte man mit allen Teilnehmenden ins Gespräch gehen, um Rückmeldungen und Anregungen zu erhalten.
In einer ersten Werkstatt zum Thema „Standortbestimmung“ hat sich Folgendes herauskristallisiert:
- Mit der Hard- und Software war man weitestgehend zufrieden und empfand sich auf einem guten Weg.
- Ebenso bestand Einigkeit, dass man sich mit der offenen und partizipativen Herangehensweise auf einem guten Weg befindet.
- Man wünschte sich mehr Klarheit und Einigkeit über Werte, Haltungen, Regeln und Handlungsempfehlungen.
- In dem, was man vermeiden wollte, spiegelte sich deutlich der Wunsch nach Werten, die nicht gefährdet werden sollten, wider.
Im Prozess wuchs die für uns und einige andere überraschende Einsicht, dass es beim Thema „Digitalität“ im Kern um Werte- und Kulturentwicklung geht. Im weiteren Prozess arbeitete man daher an folgender Fragestellung weiter:
Mit welchen Werten und Haltungen wollen wir die Kultur der Digitalität an unserer Schule prägen?
Überraschenderweise fand man bei den Werten und Haltungen, die zunächst in maximal gemischten Gruppen erarbeitet wurden, eine große Übereinstimmung.
Daraus ergab sich viel gemeinsame Energie für die Beantwortung weiterer Fragen, die auf eine Konkretisierung der Werte abzielten.
- In welchen Leitsätzen können wir diesen Werten Handlungsorientierung verleihen?
- Mit welchen konkreten Aktionen, Aktivitäten werden diese Werte sichtbar und erlebbar?
Alles in allem wuchs die Einsicht, dass Schulentwicklung Kulturentwicklung ist. Daher formulierten die Teilnehmenden ihre Empfehlungen an die Schulgemeinschaft als Kulturentwicklungsimpulse und gingen dazu mit ihr in einen lebendigen Austausch.
Aus ihrem Schulselbstverständnis abgeleitet, formulierten sie Werte und Haltungen, aus denen sie wiederum Handlungsempfehlungen und Regeln sowie Empfehlungen für die Kompetenzentwicklung und Anforderungen an die IT-Systeme, Hard- und Software ableiteten.
Unsere Erkenntnisse aus dem Prozess
In der Kultur der Digitalität geht es für Schulen darum, die Fragen nach dem „Wozu?“ und „Was hilft uns das wirklich beim Lernen?“ oder „Ist das wirklich wichtig?“ in den Vordergrund zu rücken.
„Handys“, „Tablets“ und „Laptops“ gefüllt mit jeder Menge nützlicher und, wie jeder weiß, ebenso unnützlicher Software sind lediglich Werkzeuge. Sie werfen wie der Hammer, die Gentechnik oder die Atombombe die Frage nach dem, wozu (ge-)brauchen wir das und wie gehen wir damit als Gemeinschaft bzw. Gesellschaft um?
Und da scheint uns vor allem wichtig zu sein:
Bevor mit dem Werkzeug gelernt wird, muss über das Werkzeug und seinen Nutzen und seine Risiken gelernt werden.
Da sind Schülerinnen und Schüler genauso gefragt wie Lehrerinnen und Lehrer.
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Lernen und Lehren in einer Kultur der Digitalität
Die Digitalisierung hat bereits viele Aspekte des Lebens, der Arbeit und des Alltags vom Analogen ins Digitale transformiert. Und dieser Trend wird anhalten und sich sogar noch beschleunigen. Das analoge Zeitalter geht zu Ende. Wir alle leben längst in einer Kultur der Digitalität. Diese Entwicklung stellt Schulentwicklung vor neue Herausforderungen und wirft die Frage auf: Wie gelingt Lernen und Lehren an unserer Schule in einer Kultur der Digitalität?
Unser Studientag: Digitalisierung gemeinsam voranbringen
Bei Themen zur Digitalisierung an Schulen gerät man rasch in eine Diskussion mit digitalen Untiefen, in der es dann nur noch um „0“ oder „1“ geht: Handyverbot „ja“ oder „nein“, „Apple“ oder „Microsoft“, „Bring Your Own Device“ (BYOD) oder „School Device“. So erging es einer Schulleitung, als sich das Kollegium zusammensetzte und sich rasch in einer solchen Auseinandersetzung „Apple“ oder „Microsoft“ wiederfand, die unlösbar war und das Kollegium spaltete. Das hinterließ Opfer und Verletzungen. Die Schulleitung handelte klug, indem sie das Thema auf einen nahenden Kollegiumstag vertagte und versprach, hierzu externe Moderation hinzuzuziehen. Und so konnte sie mit dem Kollegium die Digitalisierung gemeinsam voranbringen.
Trotz alledem: Ein Plädoyer für mutige Schulentwicklung in schweren Zeiten
Schulentwicklung heißt: Eine attraktive Zukunft gemeinsam gestalten. Schulen entwickeln sich nicht automatisch in eine positive Richtung – sie entwickeln sich in die Richtung, auf die wir unsere Aufmerksamkeit lenken. Deshalb:
• Richten Sie den Blick auf Ihre Potentiale, Stärken und Ressourcen.
• Erzählen Sie sich von Erfolgen und Momenten des Gelingens und wie sie diese vermehren können.
• Schaffen Sie Räume für Sinn, Energie und gemeinsame Entwicklung.
Partizipativ entscheiden – echte Beteiligungskultur in der Schule
In allen Bundesländern ist die Beteiligung von Schüler:innen gesetzlich verankert – meist über Schulgesetze und Verordnungen zur Schülervertretung (SV).
Diese Vielfalt zeigt: Der rechtliche Rahmen ist wichtig, aber ausschlaggebend für lebendige Beteiligungskultur ist das, was Schulen daraus machen. Partizipation entfaltet dort ihre Wirkung, wo sie mit Haltung, Mut und Offenheit gelebt wird – unabhängig davon, was „Pflicht“ ist.
Partizipationsmöglichkeiten der Schülervertretungen sind ein entscheidender Bestandteil demokratischer Bildung und eine praktische Übung in Mitverantwortung. Je stärker die Beteiligung von Schüler:innen im schulischen Alltag verankert ist, desto selbstverständlicher erleben sie sich als Teil einer demokratischen Gemeinschaft. Gerade in Zeiten gesellschaftlicher Polarisierung ist es zentral, jungen Menschen konkrete Erfahrungen mit Mitbestimmung, Aushandlung und Verantwortung zu ermöglichen.
Dazu bieten wir in diesem Blog fünf konkrete Vorschläge.
Einführung kollegialer Fallberatung
Was tun, wenn man bei einem komplexen Problem nicht weiterkommt? Wenn eine Entscheidung schwerfällt oder ein Konflikt belastet? Oder Verunsicherung im Bezug zur eigenen Unterrichtspraxis besteht? Oft hilft der Blick von außen – am besten von Menschen, die die eigenen Herausforderungen ziemlich gut kennen und das sind Kolleg:innen.
Die kollegiale Fallberatung findet in der Regel selbstständig und ohne Moderation von außen statt. Sie dient dazu, Feedback und Beratung zu erhalten, um gemeinsam neue Perspektiven zu entwickeln. Wenn die Methode gut etabliert ist, kann sie gewinnbringend für die Fallgeber:innen und die kollegialen Berater:innen.
Systemische Supervision für Schulen zur Schulentwicklung
Systemische Supervision arbeitet sowohl auftragsbezogen als auch prozessorientiert. Teilnehmer der Supervision werden als Experten ihrer Person und ihrer Arbeit betrachtet und stehen im Dialog mit den Supervisoren als Unterstützter. Sie bringen u.a. eine Außenperspektive auf individuelle, fachliche und institutionelle Kontexte ein und machen durch systemische Fragestellungen Interaktionen, Muster und Prozesse sichtbar. Unterschiede können wahrgenommen werden. Damit gelingt es zu erkennen, was verändert und was beibehalten werden kann und soll.
Gemeinsam zum Durchbruch: Konflikte in der Schule mit Dynamic Faciltitation lösen
Schulen sind komplexe Systeme, die sich ständig im Wandel befinden. Konflikte, festgefahrene Herausforderungen und scheinbar unlösbare Probleme können den Schulalltag und die Schulentwicklung belasten. In solchen Momenten wächst der Wunsch nach einer nachhaltigen Lösung – nach einem echten, unerwarteten Durchbruch, der neue Wege eröffnet und Hoffnung schenkt. Unser Angebot: Ein Workshop in der Haltung des Dynamic Facilitations.
Demokratie lehren und lernen: von der wert- zur würdeschätzenden Begegnungskultur in der Schule
Wo immer Menschen in der Schule zusammenkommen, findet Begegnung statt und die Chance, ein Stück Demokratie zu lernen und zu lehren. Ein Tropfen auf den heißen Stein, der der Anfang eines Regens sein kann. Entscheidend dafür ist die Einübung einer wertschätzenden Grundhaltung, mit der wir einander begegnen. Und das ist mehr als wertschätzende Worte zu finden.
Positive Dialogräume: Wie echte Gespräche die Zusammenarbeit transformieren
Positive Dialogräume sind essenziell für die Kulturentwicklung in Organisationen und Gemeinschaften. Sie fördern eine Atmosphäre, in der Vertrauen wächst, neue Ideen entstehen und Lösungen und Transformationsenergie gemeinsam entwickelt werden. Sie lenken die Aufmerksamkeit auf Gemeinsamkeiten, auf denen sich nur etwas aufbauen lässt, und nicht auf die Gegensätze.
So gelingt Schulentwicklung: Ein Leitfaden für Ihre Schule
In der heutigen Zeit stehen Schulen vor enormen Herausforderungen. Während der tägliche Schulbetrieb in bewährten Strukturen und Prozessen abläuft, erfordert die Schulentwicklung ein Umdenken und eine aktive Auseinandersetzung mit den Veränderungen, die die Gesellschaft und die Zukunft mit sich bringen. In diesem Blog-Beitrag erfahren Sie, wie Schulentwicklung erfolgreich gelingen kann und welche Rolle Leadership dabei spielt.